Nachdem ich nun anderthalb Tage in Kempten verbracht habe, muss ich weiter in Richtung meines eigentlichen Zieles Grenoble. Der Weg soll über die schönen Nebenstraßen der Schweizer Alpen führen. Doch nicht immer ist alles ganz so einfach...
Der gestrige Tag war wirklich schön: Wir haben u.a. mit Jojo ein paar Dinge in der Umgebung unternommen und ich habe Frank mal wieder herumgescheucht. Grund: Einer meiner Kühlungslüfter rasselte schon eine Weile und gab nach meiner Ankunft in Kempten endgültig den Geist auf. Laut Aussage meiner Motorrad-Werkstatt sollte es sich bei dem Lüftermotor um einen Mabuchi 540 handeln. Das sei ein mehr oder weniger ein Standardmotor aus dem Modellbaubereich und sei damit überall erhältlich, so die Werkstatt.
Glücklicherweise ist Kempten nicht allzu groß, sodass Fahrten von einem Ende zum anderen nicht lang dauern und das THW eine Bundesanstalt, sodass man auch am Wochenende Zugriff auf Gaslötkolben, Werkzeug und Schraubstock hat. Somit gelang es nach mehreren Fahrten zwischen dem THW OV Kempten und Franks Wohnung dann letztendlich doch, unter einigen Schwierigkeiten, denn Motor aus dem Lüftergehäuse zu bekommen.
Angekommen im einzigen Modellbauladen Kemptens erfuhr ich, dass es sich nicht um diesen genannten Motor handelt. Die Größe stimmt nicht und andere Modelle passten auch nicht in das Gehäuse. Also gut: Weitersuchen und zur Not so einen Motor nehmen und irgendwas basteln. In einer Motorradwerkstatt hätten sie erst einen bestellen müssen, aber nach einem Blick ins Teilelager kam der Mechaniker mit einem sehr heruntergekommenen Lüfter in der Hand zurück. Den Motor einzeln wollte er nicht verkaufen und für den Lüfter wollte er EUR 20 haben - nicht gut, dass er wusste in welcher Lage ich war und was sollte ich also anderes tun als den Lüfter kaufen und anschließend wieder einbauen. Zumindest funktioniert er, auch wenn er bereits ab und zu erste Geräusche macht...
Nach einer letzten Mittags-Mahlzeit auf deutschem Boden beim THW OV Kempten, fuhr ich Richtung Meersburg am Bodensee. Von dort aus setzte ich mit der Fähre über nach Konstanz, wo ich einmal quer durch die Stadt fuhr und mich dann noch eine Weile am See niederließ um mich gedanklich an meine neue Lebenslage zu gewöhnen - vorerst einmal allein auf mich gestellt.
Also ab über die Grenze und auf in die Schweizer Alpen, auf Nebenstraßen mit hübscher Landschaft Richtung Zürich. Ich habe bewusst auf eine Vignette verzichtet, weil ich durch die Landschaft fahren wollte und weil sie in meinen Augen eine wahre Abzocke ist. Für mein Motorrad muss ich den Jahresbetrag eines PKWs zahlen und dann ist die Vignette nicht etwa ein Jahr gültig, nein, bis zu Jahresende. Ergo: Für meine zwei Durchreisen durch die Schweiz bräuchte ich zwei Jahres-Vignetten. Problem in meiner Situation: Ich hatte mich in Zürich verfahren, Zeit verloren und musste meine Anreisezeit in der Jugendherberge einhalten, außerdem wurde es langsam dunkel. Ich tat also das, was in Deutschland selbstverständlich, aber in der Schweiz höchst illegal ist: Ich nahm die Autobahn um meine letzten Kilometer nach Bern zu schaffen. Dort bin ich nun also und freue mich ein wenig die Stadt zu sehen.