Ich hatte heute einen halben Tag Zeit um mir Bern anzusehen. Danach ging die Reise weiter über Lausanne, Genf nach Grenoble, dem Ziel meiner Reise.
Nachdem ich gestern Nacht einen Schweizer kennengelernt hatte, der auf meinem Herbergszimmer mit einquartiert war, verabredete ich mich mit ihm für eine Vormittags-Entdeckungstour durch Bern. Wir nahmen die wichtigsten Stationen Berns mit, von B, wie Bärengraben und Bundeshaus bis Z, wie Zeitglockenturm. Bevor wir uns verabschiedeten, empfahl er mir noch, dass ich mir mal Thun ansehen müsse - eine schöne Schweizer Stadt. Mal sehen, ob mich mal ein Weg dort hinführt... Anbei: Auf einer kurzen Runde durch die Altstadt letzte Nacht bin ich übrigens auf ein nettes Salsa-Café namens "Spettacolo" gestoßen - super Stimmung da drin.
Auf dem Weg Richtung Lausanne, inmitten des Großstadtfernen Landstraßennetz, suchte ich nach einer Tankstelle und fand nur Tankautomaten. Da mein Motorrad leider nicht nur von Luft und Liebe fährt, musste ich also so eine davon anfahren. Ich entschloss ich mich für die Bargeldzahlung, weil es mir zu heikel war irgendeine meiner Karten dort reinzustecken. Was ich in dem Moment nicht ahnte: Das Ding hat meine 20 Euro geschluckt, von denen ich für ca. 15 Euro Sprit bekommen habe und dann kein Wechselgeld rausgegeben - nichts - noch nicht einmal ein Dankeschön oder sowas war im Display zu lesen. Da ärgern nichts brachte und ich mir dachte, dass ich wenigstens Erfahrung für die 5 Euro bekommen habe, ging meine Reise weiter in Richtung Französische Schweiz.
Angekommen in Lausanne, befand ich mich nun wie in jeder Stadt, die ich mir ansehen wollte, auf der Suche nach einer Touristeninformation oder einem Stadtzentrum. Doch leider wurde meinem regen Interesse diese schöne Stadt anzusehen ein herber Tiefschlag verpasst: Die Lötstelle am Kupplungszug auf Hebelseite riss - inmitten der See-seitig abfallenden Straßen. Wer die Vorgeschichte dieses Kupplungszuges kennt, der kann sich in etwa vorstellen wie frustriert ich in dem Moment war... Nicht schon wieder! Die Frage also: Was tun inmitten einer fremden, nebenbei französischsprachigen Stadt an einem Sonntag. ADAC Service? Nein, dafür müsste ich mein Motorrad ein paar hundert Kilometer bis zur Grenze schieben, wobei man dazu sagen muss, dass Schieben nicht möglich gewesen wäre, weil ich den Gang nicht rausbekommen habe. Werkstatt? Nein, es ist Sonntag. Alle weiteren Überlegungen führten dazu, dass ich nicht pünktlich in Grenoble sein würde - das hat man nun davon, wenn man sich keine(n) Reservetag(e) lässt. Glücklicherweise fiel mir ein, dass ich in meinem Portemonnaie noch eine kleinen Messingring mit Klemmschraube für einen Bowdenzug und den entsprechenden Inbusschlüssel dazu hatte - zwei winzige Reserveteile der letzten Pannenreparatur irgendwo zwischen Hamburg und Stade auf der Sommerurlaubstour (Elbe-Ostsee Tour 2010). In dem Moment retteten sie - unverhofft - vorerst alles. Dass ich mir bei der Aktion mit der Zange in den Daumen gekniffen und einen Hautfetzen rausgerissen habe, ist eine andere Geschichte... Ich konnte mir also noch ein wenig die Uferpromenade ansehen und musste dann auch schon weiter, um meine verlorene Zeit wieder wettzumachen.
Nächstes Zwischenziel: Genf. Eine schöne Stadt für die ich auch leider keine Zeit mehr hatte. Auf dem Weg dahin fand ich kurz vor dem Ortseingang eine urige und lauschige Kirche, vor der eine Bank unter einem alten Baum stand. Ein schöner Platz, den ich für eine Rast nutzte. Ansonsten ist ein kleiner Spaziergang über die Uferpromenade des Genfer Sees das einzige nennenswerte Erlebnis in dieser Stadt, da ich leider an dem Abend noch mein Ziel erreichen musste.
Von Genf aus ging es dann über die Schweizerisch-Französische Grenze und zügig über die unverschämt teuer bemauteten französischen Autobahnen nach Grenoble, wo ich dann auch am Abend ohne weitere Zwischenfälle eintraf - die Kupplung hielt.
Da ich relativ spät am Ort meiner Herberge in Échirolles (südlicher Vorort von Grenoble in dem kurz zuvor heftige Unruhen stattfanden) eintraf, versuchte ich noch etwas zu essen aufzutreiben und landete in einem "Snack Kebab" ... Was ich erlebte ist unbeschreiblich, aber ich kann jedem, der vernünftigen Döner aus dem Raum Berlin gewohnt ist, nur dringend davon abraten in Frankreich Kebab essen zu gehen. Ich habe es auch noch einmal versucht und hatte vielleicht auch bisher einfach nur Pech gehabt, aber ich habe hier noch keinen von Kebab schwärmen hören.