Mein "Highlight" an diesem Wochenende war, im wahrsten Sinne des Wortes, das Fête des lumières in Lyon. Das Bureau International (BI) organisierte zusammen mit anderen Gruppen des Grenoble INP drei Reisebusse, die sich am frühen Nachmittag in Richtung Lyon in Bewegung setzten. Für EUR 8, bzw. EUR 13 zusammen mit einem Verpflegungsbeutel, war der Ausflug - quasi zum Selbstkostenpreis - ausgesprochen günstig.
Ein beeindruckendes Promo-Video und ein Fernsehbeitrag des Télé Lyon Métropole über die Veranstaltung haben mich wirklich neugierig gemacht und ich entschloss mich also meine D5000 mit dem 35mm/1.8 Festbrennweitenobjektiv dorthin auszuführen.
Kurz vor der Abfahrt setzte ich noch meinen lang gehegten Plan in die Tat um und erstand im FNAC, einem Multimedia-Discounter, für diesen und folgende Ausflüge ein vernünftiges Stativ und entschied mich für bewährte Qualität von Manfrotto - letztendlich möchte ich lang an dem Stativ Freude haben und die Standsicherheit einer teuren Kamera nicht für einen 10er weniger riskieren.
Der Bus parkte nach Ankunft auf dem südlichen "Inselzipfel" am Zusammenfluss der Rhône und der Saône, was ein Stück fernab der Innenstadt liegt. Von den Organisatoren bekamen wir eine Kartenkopie mit 6 eingezeichneten Punkten, mit dem was sie uns empfahlen. Ich sortierte mir das geographisch so, dass ich im Südosten startete und dann auf dem Weg zurück die Innenstadt vom Norden aufrollen würde:
- Centre commercial "La Part Dieu"
- Parc de la Tête d'Or
- Rue Hénon, Ecke Rue Deleuvre
- Hôtel de Ville
- Rue Saint-Jean
- Basilique Notre-Dame de Fourvière
Wir hatten ungefähr 5 Stunden Zeit, was, wenn man noch ein wenig Fotografieren möchte, so gut wie nichts ist und die Sonne ging gerade unter. Also besorgte ich mir am Automaten der nächsten Straßenbahnhaltestelle ein Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, um die Zeit effektiver nutzen zu können und fuhr zum Centre commercial "La Part Dieu". Dort fand ein großes Einkaufszentrum vor, wie ich es vermutlich in nahezu jeder Großstadt Europas vorgefunden hätte - von Lichtilluminationen keine Spur und mit weniger verbleibender Zeit und etwas enttäuscht zog ich weiter.
Live-Musik im Parc de la Tête d'Or
(ISO 1600, f/1.8, 1/50s)
Feuerschein über dem See des Parks
(ISO 1600, f/1.8, 1/60s)
Menschenmassen in der Stadt unterwegs
(ISO 1600, f/2, 1/125s)
Ich quetschte mich also in einen Bus, um zum Parc de la Tête d'Or zu fahren und fand dort ebenfalls wieder nichts vor und war schon etwas grummelig, als ich bemerkte, dass sich an der nächsten Kreuzung die Menschen zu einem Strom formten und folgte diesem. Ich wurde nicht enttäuscht und gelangte an einen der lauschigsten Plätze, die es vermutlich auf der gesamten Veranstaltung gab: Verschiedenartige offene Feuer und Lampions waren in der Südwestecke des Parks aufgebaut und Leute saßen an den Feuern und erzählten und grillten sogar teilweise. Ging man ein Stück weiter rein offenbarten sich wunderschöne Blicke auf Feuerkunstwerke und eine Parkbühne, auf der einige Musiker auftraten. Nach einem kurzen Moment des Genusses musste ich weiter, um mir noch weiteres ansehen zu können und schwamm beim Verlassen des Parks gegen einen riesen Strom von Leuten an - Glück gehabt. Durch einen wirklich erstaunlichen Zufall entdeckte ich in den vielen Leuten meinen Sitzplatznachbarn aus dem Bus, einem Algerier, wieder und wir beschlossen gemeinsam weiterzuziehen.
Ich hatte mich im Vorraus absichtlich dafür entschieden allein unterwegs zu sein, da ich Fotos machen wollte und damit kein Klotz am Bein der Gruppe war. Die Massen, denen ich nun gegenüberstand, ließen mich die Realität erkennen und ich gab meine Fototour im eigentlich geplanten Sinne auf. Irgendwo ein Stativ aufzustellen stellte auch später in der Innenstadt, soweit es überhaupt möglich war, eine Gefahr für die Technik dar - das Risiko war mir der Preis nicht wert. Was blieb mir also übrig? Stativ verstauen, Blende aufreißen und versuchen mit möglichst kleiner Belichtungszeit aus der Hand oder Auflagepunkten, wie Brüstungen und Laternen, das ISO möglichst niedrig zu halten, damit das Rauschen auf dem Sensor nicht zu stark wird.
Die Rue Hénon ließen wir dann aus Zeitgründen aus und machten uns direkt auf zum Hôtel de Ville. Mir war schon vorher aufgefallen, dass neben der üblichen Polizei für Großveranstaltungen, auch erstaunlich viele Sicherheitskräfte und Ordner unterwegs waren. Nun sah ich aber auch warum: Es waren wirklich fast alle Straßen der Innenstadt mit Menschen zugestopft und vor den Eingängen der Métro waren Sperrgitter zum koordinieren der Fahrgäste drapiert. Über die Rue Saint-Jean gehend, entschieden wir uns dann doch noch zur Basilique Notre-Dame de Fourvière auf der westlichen Anhöhe zu gehen, was sich definitiv gelohnt hat. Dort herrschte ein Besucherandrang, die er vermutlich nur einmal im Jahr vorkommt und es wurden auch Flyer (fr) ausgeteilt, um an die eigentliche Herkunft der Tradition am 8. Dezember hinzuweisen. Zudem prankte in großen Leuchtlettern "MERCI MARIE" von der Terasse der Basilique über ganz Lyon. Es gibt eine nette Video-Dokumentation der Lyoner Kirche (fr) und einen Wikipedia-Artikel (fr) - auch einen Artikel auf deutsch, aber einen wirklich guten habe ich bisher noch nicht gefunden.
Wie wichtig der Hinweis auf den Ursprung dieses Lichter-Festes zu sein scheint, wird einem auch beim Anblick einer Panflöten-Inka-Band oder Panflöten-Techno-Indianer (keine Ahnung welche Kultur repräsentieren wollen) klar. Eine dieser Gruppen, die man auch aus größeren Volksfesten in Deutschland (z.B. Baumblüte in Werder an der Havel) kennt, tat auch in Lyon so, als ob sie Intrumente spielen würden und dabei wild zu den Rythmen aus einer Bassbox rumsprangen und scharte damit CDs verkaufend eine beachtliche Anzahl von Schaulustigen um sich.
Die bekannte Fontaine Bartholdi auf dem
Place des Terreaux mit animierter Beleuchtung
(ISO 3200, f/1.8, 1/200s)
Meine Tips für einen Stressreduzierten Besuch:
- Plant euch vorher selbst durch, was ihr sehen wollt und verlasst euch nicht aufs BI - für mich wären beim nächsten mal auf jeden Fall wieder der Parc de la Tête d'Or, alles rund ums Hôtel de Ville und der Rue Saint-Jean und die Basilique drin.
- Idealfall: Wochenende vermeiden und selbst nach Lyon fahren und gucken wo man günstig unterkommt - wenn man sich zwei Nächte Zeit nimmt, ist das mit sicherheit angenehmer.
- Fahrkarte kaufen klingt clever, bringt aber nichts, wenn einige Straßenzüge eh gesperrt sind oder die Busse und Métros total überfüllt sind.
- Festes Schuhwerk hat mir inmitten der Menge einige Blessuren erspart.
Tips zum Fotos machen:
- Stativ mitnehmen, wenn man nicht alles sehen und nur gezielt an einigen Stellen Fotos machen möchte (anbei: es gibt nicht viele dieser Stellen). Ich habe sogar einen Fotografen asiatischer Herkunft gesehen, der sein iPhone, oder ein Gerät ähnlicher Klasse, zusammen mit einem Einbeinstativ herumtrug.
- Was ich leider nicht ganz beherzigt habe: Versucht mit offener Blende und fester Belichtungszeit, mit der ihr mit eurer Brennweite noch Verwacklungsfrei fotografieren könnt, die ISO-Automatik der Kamera zu nutzen. Je nach Belichtung wählt die Kamera nun den kleinsten ISO-Wert, der mit dem verfügbraren Licht und der gewählten Blende noch akzeptabel ist - höheres Bildrauschen also nur bei Bedarf. Wenn die Kamera das unterstützt, ist es das Feature fürs Fête des Lumières.
Ein Auto fuhr vorbei, dem anderen
musste ich bei meiner Langzeitbelichtung
leider ausweichen - so etwas
kommt dabei leider raus
(ISO 200, f/22, 30s)
Auf dem eiligen Weg zurück nochmal ein Blick
auf das Lichtspektakel Richtung Basilique
(ISO 3200, f/1.8, 1/40s)